Alessandro Petacchi

Alessandro Petacchi
Alessandro Petacchi 2015
Alessandro Petacchi 2015
Zur Person
Spitzname Ale Jet
Geburtsdatum 3. Januar 1974 (50 Jahre)
Nation Italien
Disziplin Straße
Fahrertyp Sprinter
Karriereende 2015
Doping
2007 Salbutamol
Internationale Team(s)
1996–1999
2000–2005
2006–2008
2008–2009
2010–April 2013
August 2013–2014
2015
Scrigno-Blue Storm
Fassa Bortolo
Team Milram
L.P.R. Brakes
Lampre
Omega Pharma-Quick-Step
Southeast
Wichtigste Erfolge

Mailand–Sanremo
6 Etappen und 1 × Punktewertung Tour de France
22 Etappen und 2 × Punktewertung Giro d’Italia
20 Etappen und 1 × Punktewertung Vuelta a España

Letzte Aktualisierung: 15. Mai 2019
Alessandro Petacchi beim Training für den Prolog der Tour de France 2010 in Rotterdam
Rund um den Henninger-Turm 2006

Alessandro Petacchi (* 3. Januar 1974 in La Spezia) ist ein ehemaliger italienischer Radrennfahrer.

Zu den wichtigsten Erfolgen des erfolgreichen Sprinters im Straßenradsport zählen der Gewinn des Grünen Trikots der Tour de France 2010, insgesamt 48 Etappensiege bei drei großen Rundfahrten, darunter sechs bei der Tour de France, 22 beim Giro d’Italia nebst fünf nachträglich aberkannten[1] und 20 bei der Vuelta a España sowie der Sieg bei Mailand–San Remo 2005.

Sportliches Profil und Entwicklung

Petacchi wurde 1996 Profi. Nachdem er in den Anfangsjahren seiner Karriere bei kleineren Radrennen zu Sprinterfolgen gekommen war, erlebte er im Jahr 2003 seinen Durchbruch: Nach zahlreichen Erfolgen im Frühjahr konnte er als erst dritter Fahrer überhaupt – nach Miguel Poblet 1956 und Pierino Baffi 1958 – bei allen drei „Grand Tours“ innerhalb eines Jahres Etappen gewinnen.[2] Zunächst gelangen ihm beim Giro d’Italia sechs Etappensiege. Danach siegte er viermal bei der Tour de France sowie sechsmal bei der Vuelta a España.

Seine Erfolgsserie bei großen Landesrundfahrten setzte er in den nächsten Jahren fort: Er gewann bis zum Jahr 2011 insgesamt 22 Etappen beim Giro d’Italia, sechs bei der Tour de France und 20 bei der Vuelta a España. Hervorzuheben sind insbesondere auch seine neun Etappensiege beim Giro d’Italia 2004, womit er einen Rekord für die Nachkriegszeit aufstellte.[3] Auch konnte Petacchi je einmal die Punktewertung dieser Rennen gewinnen: 2004 das Maglia ciclamino des Giro, 2005 bei der Vuelta und 2010 bei der Tour.

Petacchis Erfolge in den Jahren 2000 bis 2005 beruhten nicht zuletzt auf der Strategie seines Teams Fassa Bortolo, einen für Petacchi maßgeschneiderten Sprintzug mit mehreren, fest positionierten Anfahrern zusammenzustellen.[4]

Auch bei den Klassikern war Petacchi erfolgreich: Er gewann jeweils im Sprint Mailand–Sanremo 2005 vor Danilo Hondo[5] und Paris–Tours 2007, unterstützt von seinem damaligen Teamkollegen Erik Zabel.[6]

Im April 2013 verkündete er sein sofortiges Karriereende und löste seinen Vertrag beim Lampre-Merida-Team,[7] setzte seine Karriere aber ab dem 1. August 2013 beim Omega Pharma-Quick-Step Cycling Team fort, bei dem er insbesondere als Anfahrer im Sprintzug für Mark Cavendish verpflichtet wurde.[8] Dort blieb er bis Ende der Saison 2014 und wechselte schließlich zum Team Southeast.

Im Juni 2015, mit 41 Jahren, gab Petacchi sein Karriereende bekannt. Als Grund gab er an, dass er angesichts einer nicht abheilenden Viruserkrankung keinen Sinn darin sehe, weiterzumachen.[9]

Dopingsperre und Dopingverdacht

Nach dem Giro d’Italia 2007 wurde bekannt, dass Alessandro Petacchi während der elften Etappe positiv auf Salbutamol getestet wurde.[10][11] Zwar konnte er eine Ausnahmegenehmigung vorlegen, die ihm die Einnahme dieser Substanz bis zu einem bestimmten Grenzwert gestattet, jedoch wurde bei den Kontrollen eine Überschreitung dieses Wertes festgestellt.[12] Nachdem das Olympische Komitee Italiens Ermittlungen gegen Petacchi aufgenommen und eine Anhörung angesetzt hatte, wurde Petacchi von seinem Team Milram Ende Juni suspendiert.[13] Nach dem Freispruch durch den Italienischen Radsportverband legte das Italienische Olympische Komitee Einspruch beim CAS ein.[14][15]

Am 5. Mai 2008 wurde er vom CAS rückwirkend für zehn Monate bis zum 31. August 2008 gesperrt, nachdem die Ermittlungszeit von zwei Monaten, während der er nicht gefahren war, auf die eigentlich zu verhängende Jahressperre angerechnet worden war. Zusätzlich wurden seine Giro-Erfolge von 2007 (fünf Etappensiege und Punktewertung) sowie alle Ergebnisse seit dem 1. November 2007 annulliert.[1] Dabei unterstellte das Gericht Petacchi keine Doping-Betrugsabsicht, sondern sprach die Sperre aufgrund der Missachtung der UCI-Regularien sowie der Sondergenehmigung zur Verwendung von Salbutamol aus.[16] In der Folge wurde der Vertrag zwischen Alessandro Petacchi und dem Team Milram am 16. Mai 2008 in „beiderseitigem Einvernehmen“ aufgelöst.[17]

Im Juli 2010 geriet Petacchi ein weiteres Mal unter Dopingverdacht. Die Staatsanwaltschaft in Padua warf ihm vor, das Blutdopingmittel Perfluorocarbon angewendet zu haben.[18]

Im Rahmen der Ermittlungen der „Operation Aderlass“ rund um den deutschen Sportmediziner Mark Schmidt geriet Petacchi im Mai 2019 erneut unter Verdacht, 2012 und 2013 gegen die Anti-Dopingbestimmungen verstoßen zu haben.[19] Im August 2019 wurde der bereits zurückgetretene Radrennfahrer deswegen von Radsport-Weltverband (UCI) für zwei Jahre gesperrt.[20] Im November 2020 wurde Petacchi von seinem ehemaligen Teamkollegen Danilo Hondo zudem schwer belastet. Hondo gab an, gemeinsam mit Petacchi zwischen 2011 und 2012 Blutdoping betrieben zu haben.[21] Petacchi bestritt dies und macht eine fehlerhafte Übersetzung von Hondos Aussagen dafür verantwortlich; Hondo habe dies überhaupt nie gesagt.[22]

Siege (Auszug)

1998
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2014
  • Alessandro Petacchi in der Datenbank von Radsportseiten.net

Einzelnachweise

  1. a b rad-net.de vom 16. Mai 2008: Petacchi von Milram-Team fristlos entlassen, abgerufen am 18. Mai 2008
  2. Signore Baffi lässt grüßen. In: derStandard.at, 30. September 2003.
  3. mz-web.de vom 24. Mai 2004: Giro d’Italia: Alessandro Petacchi stellt Rekord auf
  4. Petacchi-Porträt auf strassenradsport.com (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) (abgerufen am 1. September 2013)
  5. radsport-news.com vom 19. März 2005: Petacchi gewinnt Mailand–San Remo, Hondo ärgert sich über Platz 2
  6. radsport-news.com vom 15. Oktober 2007: Perfekter Sprint dank Zabels Hilfe
  7. Sprinter hört mit 39 Jahren auf. orf.at, 23. April 2013, abgerufen am 23. April 2013. 
  8. cyclingnews.com vom 13. Juli 2013: Petacchi to start with Omega Pharma-Quickstep August 1
  9. Heike Oberfeuchtner: Karriereende: Alessandro Petacchi kehrt dem Profiradsport nun endgültig den Rücken. live-radsport.ch, 13. Juni 2015, abgerufen am 13. Juni 2015. 
  10. rad-net.de: Drei Radprofis nach Giro unter Dopingverdacht, abgerufen am 18. Mai 2008
  11. Froome kämpft um seinen Ruf und seine Karriere (13. Dezember 2017)
  12. rad-net.de vom 27. Juni 2007: Petacchi bestreitet Doping mit Asthma-Mittel
  13. rad-net.de vom 28. Juni 2007: Petacchi vom Milram-Team vorläufig suspendiert
  14. rad-net.de vom 24. Juli 2007: Petacchi vom Dopingverdacht freigesprochen
  15. rad-net.de vom 26. Juli 2007: Einspruch gegen Petacchis Doping-Freispruch, abgerufen am 18. Mai 2008
  16. rad-net.de vom 18. Mai 2008: Milram nach Petacchi: Neu-Orientierung
  17. rad-net.de vom 6. Mai 2008: Doping: CAS sperrt Petacchi bis August, abgerufen am 18. Mai 2008
  18. sueddeutsche.de vom 21. Juli 2010: Giftige Post für Petacchi
  19. Doping: Vier Radprofis unter Verdacht 15. Mai 2019
  20. kurier.at vom 24. August 2019: "Operation Aderlass": Zwei Jahre Sperre für Ex-Rad-Star Petacchi
  21. Süddeutsche Zeitung: Ex-Radprofi Hondo: Mit Petacchi im Zimmer von Mark S. gedopt. Abgerufen am 12. November 2020. 
  22. Cyclingnews 13 November 2020: Petacchi claims Hondo’s blood doping accusations were poorly translated. Abgerufen am 13. November 2020 (englisch). 

1907 Lucien Petit-Breton | 1908 Cyrille Van Hauwaert | 1909 Luigi Ganna | 1910 Eugène Christophe | 1911 Gustave Garrigou | 1912 Henri Pélissier | 1913 Odiel Defraeye | 1914 Ugo Agostoni | 1915 Ezio Corlaita | 1917, 1920 Gaetano Belloni | 1918, 1921, 1923, 1925, 1926, 1928 Costante Girardengo | 1919 Angelo Gremo | 1922 Giovanni Brunero | 1924 Pietro Linari | 1927 Pietro Chesi | 1929, 1931 Alfredo Binda | 1930 Michele Mara | 1932 Alfredo Bovet | 1933 Learco Guerra | 1934 Jef Demuysere | 1935, 1938 Giuseppe Olmo | 1936 Angelo Varetto | 1937 Cesare Del Cancia | 1939, 1940, 1947, 1950 Gino Bartali | 1941 Pierino Favalli | 1942 Adolfo Leoni | 1943 Cino Cinelli | 1946, 1948, 1949 Fausto Coppi | 1951 Louison Bobet | 1952, 1953 Loretto Petrucci | 1954 Rik Van Steenbergen | 1955 Germain Derycke | 1956 Fred De Bruyne | 1957, 1959 Miguel Poblet | 1958 Rik Van Looy | 1960 René Privat | 1961 Raymond Poulidor | 1962 Emile Daems | 1963 Joseph Groussard | 1964 Tom Simpson | 1965 Arie den Hartog | 1966, 1967, 1969, 1971, 1972, 1975, 1976 Eddy Merckx | 1968 Rudi Altig | 1970 Michele Dancelli | 1973, 1978, 1979 Roger De Vlaeminck | 1974 Felice Gimondi | 1977 Jan Raas | 1980 Pierino Gavazzi | 1981 Alfons De Wolf | 1982 Marc Gomez | 1983 Giuseppe Saronni | 1984 Francesco Moser | 1985 Hennie Kuiper | 1986, 1992 Sean Kelly | 1987 Erich Mächler | 1988, 1989 Laurent Fignon | 1990 Gianni Bugno | 1991 Claudio Chiappucci | 1993 Maurizio Fondriest | 1994 Giorgio Furlan | 1995 Laurent Jalabert | 1996 Gabriele Colombo | 1997, 1998, 2000, 2001 Erik Zabel | 1999 Andrej Tschmil | 2002 Mario Cipollini | 2003 Paolo Bettini | 2004, 2007, 2010 Óscar Freire | 2005 Alessandro Petacchi | 2006 Filippo Pozzato | 2008 Fabian Cancellara | 2009 Mark Cavendish | 2011 Matthew Goss | 2012 Simon Gerrans | 2013 Gerald Ciolek | 2014 Alexander Kristoff | 2015 John Degenkolb | 2016 Arnaud Démare | 2017 Michał Kwiatkowski | 2018 Vincenzo Nibali | 2019 Julian Alaphilippe | 2020 Wout van Aert | 2021 Jasper Stuyven | 2022 Matej Mohorič

Tour-de-France-Punktewertungssieger („Grünes Trikot“)

1953: Fritz Schär | 1954: Ferdy Kübler | 1955, 1956: Stan Ockers | 1957: Jean Forestier | 1958: Jean Graczyk | 1959, 1961: André Darrigade | 1960: Jean Graczyk | 1962: Rudi Altig | 1963: Rik Van Looy | 1964, 1965, 1967: Jan Janssen | 1966: Willy Planckaert | 1968: Franco Bitossi | 1969, 1971, 1972: Eddy Merckx | 1970: Walter Godefroot | 1973: Herman Van Springel | 1974: Patrick Sercu | 1975: Rik Van Linden | 1976, 1978, 1981: Freddy Maertens | 1977: Jacques Esclassan | 1979: Bernard Hinault | 1980: Rudy Pevenage | 1982, 1983m 1985: Sean Kelly | 1984: Frank Hoste | 1986: Eric Vanderaerden | 1987: Jean-Paul van Poppel | 1988: Eddy Planckaert | 1989: Sean Kelly | 1990: Olaf Ludwig | 1991, 1993, 1994: Dschamolidin Abduschaparow | 1992, 1995: Laurent Jalabert | 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001: Erik Zabel | 2002, 2004, 2006: Robbie McEwen | 2003: Baden Cooke | 2005: Thor Hushovd | 2007: Tom Boonen | 2008: Óscar Freire | 2009: Thor Hushovd | 2010: Alessandro Petacchi | 2011, 2021: Mark Cavendish | 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2018, 2019: Peter Sagan | 2017: Michael Matthews | 2020: Sam Bennett | 2022: Wout van Aert

Gewinner der Punktewertung des Giro d’Italia

1954 Fausto Coppi | 1955 Gastone Nencini | 1958 Miguel Poblet | 1960 Rik Van Looy | 1966 Gianni Motta | 1967 Dino Zandegù | 1968, 1973 Eddy Merckx | 1969, 1970 Franco Bitossi | 1971 Marino Basso | 1972, 1974, 1975 Roger De Vlaeminck | 1976–1978, 1982 Francesco Moser | 1979–1981, 1983 Giuseppe Saronni | 1984 Urs Freuler | 1985, 1987, 1988 Johan van der Velde | 1989 Giovanni Fidanza | 1990 Gianni Bugno | 1991 Claudio Chiappucci | 1992, 1997, 2002 Mario Cipollini | 1993 Adriano Baffi | 1994 Dschamolidin Abduschaparow | 1995 Tony Rominger | 1996 Fabrizio Guidi | 1998 Mariano Piccoli | 1999 Laurent Jalabert | 2000 Dmitri Konyschew | 2001 Massimo Strazzer | 2003 Gilberto Simoni | 2004, 2007 Alessandro Petacchi | 2005, 2006 Paolo Bettini | 2008 Daniele Bennati | 2009 Danilo Di Luca | 2010 Cadel Evans | 2011 Michele Scarponi | 2012 Joaquim Rodríguez | 2013 Mark Cavendish | 2014 Nacer Bouhanni | 2015, 2016 Giacomo Nizzolo | 2017 Fernando Gaviria | 2018 Elia Viviani | 2019 Pascal Ackermann | 2020, 2022 Arnaud Démare | 2021 Peter Sagan

Personendaten
NAME Petacchi, Alessandro
KURZBESCHREIBUNG italienischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 3. Januar 1974
GEBURTSORT La Spezia, Italien