St. Laurentius (Wuppertal-Elberfeld)

Ansicht der Kirche von Süden
Innenraum

Die Basilika St. Laurentius in Elberfeld ist die 1835 fertiggestellte römisch-katholische Hauptkirche und der bedeutendste römisch-katholische Kirchenbau Wuppertals.

Geschichte

Die St.-Laurentius-Kirche war nach einem Vorgängerbau am Turmhof die zweite römisch-katholische Kirche in Elberfeld nach der Reformation. Sie übernahm das Patrozinium des Elberfelder Stadtpatrons, des Hl. Laurentius, dem im Mittelalter die ursprüngliche Stadtkirche, die heutige Alte reformierte Kirche gewidmet gewesen war.

1828 erwarb die Gemeinde auf Initiative des Pfarrers Stephan Oberrhé das so genannte Osterfeld westlich der Stadt und begann die Planungen für den Bau einer neuen Kirche. Am 10. August 1828 wurde der Grundstein durch den Kölner Weihbischof Karl Adalbert Freiherr von Beyer gelegt. Aufgrund großer technischer und finanzieller Schwierigkeiten verzögerte sich die Bauzeit und die Kirche wurde erst am 8. November 1835 feierlich eröffnet. Die Kirchweihe erfolgte am 11. Juli 1847 durch den Erzbischof Johannes von Geissel.

Von Mai 1845 bis März 1849 war Adolph Kolping Kaplan in der Pfarrei. Ein Knochensplitter des Sozialreformers ist als Reliquie in einem Seitenaltar ausgestellt, eine Gedenktafel am Pfarrhaus erinnert an ihn.

Bei dem Luftangriff auf Elberfeld in der Nacht vom 24./25. Juni 1943 wurde die Kirche und ihre Einrichtung durch Brandbomben zerstört. Nach dem provisorischen Wiederaufbau durch die Gemeinde erfolgte mit dem Weihnachtsgottesdienst 1949 die Wiedereröffnung. Die endgültige Wiederherstellung zog sich bis 1974 hin.

Von 2007 bis 2009 wurde das Gewölbe saniert und die Kirche am 9. Mai 2009 durch Joachim Kardinal Meisner (Erzbischof von Köln) in einem Pontifikalamt wiedereröffnet.

Im Dezember 2013 wurde die St.-Laurentius-Kirche zur päpstlichen Basilica minor erhoben.[1]

  • St. Laurentius bei Nacht
    St. Laurentius bei Nacht
  • Nordostansicht über den Dächern
    Nordostansicht über den Dächern

Architektur

Die Kirche wurde 1828–1835 nach Plänen des Kirchenbaumeisters Adolph von Vagedes im Luisenviertel am Laurentiusplatz (damals „Königsplatz“) im klassizistischen Stil erbaut. Die Kirche wurde bewusst als städtebauliche Dominante an diesen prominenten Ort gesetzt und bildete das sichtbare Zentrum der ersten (teilweise) planmäßig angelegten Stadterweiterungen Elberfelds. Aufgrund der städtebaulichen Situation wählte man, abweichend von der üblichen Ausrichtung nach Osten eine Süd-Nord-Ausrichtung. Die Apsis des Chores liegt nach Norden, der Eingang nach Süden zum Platz hin (und orthogonal zur Friedrich-Ebert-Straße). Das Erscheinungsbild ist ganz auf die Repräsentation zum Platz ausgerichtet: Zwischen einer breiten, spitztürmigen Doppelturmfassade öffnet sich der leicht vorspringende Eingangsbau mit tiefer, tonnengewölbter Nische. Dort liegt, unter einem halbmondförmigen Fenster und einer Säulenordnung, das Portal.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Bauwerk einige Schäden, diese wurden jedoch bis in die 1970er Jahre weitgehend behoben, als die Turmspitzen rekonstruiert wurden. Durch die Stadtsanierung des Luisenviertels in den 1980er Jahren wurden die Kirche und ihr Platz wieder zu einem Zentrum des Elberfelder Lebens. 1963 wurde die Pfarrkirche von Heinz Bienefeld restauriert.

Als Material wurde rosafarbener Sandstein gewählt, er wird durch weiße Gesimsbänder geziert. Die Türme besitzen nur im Glockengeschoss Fenster. Die hinteren Partien der Kirche sind einfach-kubisch gehalten. Rundbogenfenster belichten den Kirchenraum, der in einen rechteckigen Chor mündet.

Die repräsentative Erscheinung des Kirchenbaus zeigt, dass die katholische Gemeinde Elberfelds bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gleichberechtigt in der ehemals reformierten Stadt auftreten konnte. Die Alte reformierte Kirche wurde in Größe, Höhe und Turmanzahl übertrumpft.

Orgeln

Hauptorgel

Prospekt der Seifert Orgel in St. Laurentius Wuppertal
Prospekt der Seifert-Orgel
Spieltisch der Orgel von St. Laurentius, Wuppertal
Spieltisch der Orgel

Die Hauptorgel der Laurentiuskirche wurde 1964 von Romanus Seifert aus Kevelaer erbaut. Das Instrument war eines der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg, das Seifert wieder mit Schleifladen und mechanischer Spieltraktur baute. Trotz mehrerer Umbauten war die Technik jedoch nicht beständig, darum wurde die Orgel im Jahr 2003 mit einem neuen Spieltisch und neuen Trakturen ausgestattet.

Als die Orgel einige Jahre später wegen eines Neuaufbaus des Gewölbes abgebaut werden musste, nutzte die Gemeinde die Gelegenheit und ließ auch die klanglichen Mängel am Instrument beim Wiederaufbau beseitigen. Heute hat sie 35 klingende Register und eine Extension:

I Rückpositiv C–g3
1. Hohlflöte 8′
2. Quintatoen 8′
3. Prinzipal 4′
4. Traversflöte 4′
5. Prinzipal 2′
6. Quinte 113
7. Sesquialter II 0 223
8. Scharff III
9. Cromorne 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
10. Bordun 16′
11. Prinzipal 08′
12. Flute Allemande 08′
13. Gambe 08′
14. Octave 04′
15. Quinte 0223
16. Superoctave 02′
17. Mixtur IV
18. Trompeta magna 08′
19. Spanische Trompete 08′
III Schwellwerk C–g3
20. Rohrflöte 8′
21. Viola da Gamba 8′
22. Vox coelestis 8′
23. Prinzipal 4′
24. Gedacktflöte 4′
25. Nasard 223
26. Flautino 2′
27. Trompette harmonique 0 8′
28. Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–f1
29. Prinzipalbass 16′
30. Subbass 16′
31. Octavbass 08′
32. Bordunbass 08′
33. Choralbass 04′
34. Hintersatz IV
35. Posaune 16′
36. Trompete 08′
Extension Nr. 36
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Sub III durchkoppelnd
  • Spielhilfen: 4000-fache elektronische Setzeranlage mit Sequenzer, Crescendowalze.

Chororgel

Chororgel

Die Orgel wurde von der Evangelische Kirche in Dönberg übernommen. Es war ursprünglich ein einmanualiges Instrument aus der Werkstatt Jacob Engelbert Teschemachers. Nach einigen Umbauten, Veränderungen und zuletzt einer umfangreichen Sanierung dient es seit 1982 hier als Chororgel. Die Disposition heute lautet:[2]

I Manual C–g3
1. Principal 8′
2. Flöte 8′
3. Octave 4′
4. Quinte 223
5. Schwiegel 2′
II Manual C–g3
6. Salicional 8′
7. Lieblich Gedackt 8′
8. Praestant 4′
9. Flöte 2′
Pedal C–f1
10. Subbaß 16′
11. Cello 8′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P, Superoktavkoppel II/I

Glocken

St. Laurentius hat in ihrem Westturm sieben Bronzeglocken, die das zahlmäßig größte Geläut in Wuppertal bilden. Die Glocken hängen in einem Stahlglockenstuhl an Stahljochen:

Nummer Name Schlagton 1/16 Gewicht (kg) Gussjahr Gießer
I. St. Laurentius a°-6 4.200 kg 1882 Petit & Edelbrock in Gescher
II. St. Franziskus Xaverius c¹-4 2.400 kg 1959 Petit & Edelbrock in Gescher
III. St. Petrus d¹+/-0 1.600 kg 1903 Petit & Edelbrock in Gescher
IV. St. Michael e¹+/-0 1.180 kg 1953 Petit & Edelbrock in Gescher
V. St. Suitbertus f¹+/-0 1.050 kg 1953 Petit & Edelbrock in Gescher
VI. St. Marien g¹+/-0 660 kg 1953 Petit & Edelbrock in Gescher
VII. St. Paulus a¹+/-0 430 kg 1959 Petit & Edelbrock in Gescher

Pastoral und Seelsorge

St. Laurentius ist Sitz der gleichnamigen Pfarrgemeinde. Außerdem ist St. Laurentius ein Standort der katholischen Citykirche Wuppertal.

Literatur

  • Johannes H. M. Wahl: Katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Wuppertal-Elberfeld. Herausgegeben vom Katholischen Pfarramt St. Laurentius Wuppertal, Wuppertal o. J.
  • Hermann-Peter Eberlein: Tausend Jahre Kirche in Elberfeld. In: Geschichte im Wuppertal. 19. 2010, S. 16–30.
  • Hermann-Josef Scheidgen: Der deutsche Katholizismus in der Revolution von 1848/49: Episkopat – Klerus – Laien – Vereine. Böhlau, Köln und Weimar 2008, S. 411–421 in der Google-Buchsuche (Kapitel 4.2 „Der katholische Gesellenverein“ mit ausführlicher Darstellung der Elberfelder Verhältnisse und des Wirkens A. Kolpings).
  • Klaus Goebel, Andreas Knorr (Hrsg.): Kirchen und Gottesdienststätten in Elberfeld. In: Kirchliche Kunst im Rheinland. Bd. 5. Düsseldorf 1999, S. 19–29.
  • Klaus Pfeffer: Die Kirchenbauten in Wuppertal-Elberfeld. In: Rheinische Kunststätten. 229. 1980, S. 28–35.
  • Joachim Dorfmüller: 300 Jahre Orgelbau in Wuppertal. Wuppertal 1980.
  • Georg Dehio, Ernst Gall: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. I. Rheinland. Deutscher Kunstverlag, München 1967, S. 648.
  • Wolfgang Zimmermann: Adolph von Vagedes und seine Kirchenbauten. Köln 1964.
Commons: St. Laurentius (Wuppertal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
  • http://www.elberfeld-mitte.de/
  • http://www.katholische-citykirche-wuppertal.de
  • Mystagogische Kirchenführung, Video mit der „etwas anderen“ Kirchenführung der St.-Laurentius-Kirche
  • Eintrag auf baukunst-nrw
  • Ökumene ermöglichte Bau von St. Laurentius Westdeutsche Zeitung vom 4. Juli 2005
  • WZ-TV: Laurentiuskirche erstrahlt in neuem Glanz Westdeutsche Zeitung (online) vom 10. April 2009
  • St. Laurentius: Unterwegs mit der Fahne des Heiligen Westdeutsche Zeitung (online) vom 28. Mai 2009
  • Turmaufnahme mit Vollgeläut der katholischen Basilika St. Laurentius in Wuppertal-Elberfeld

Einzelnachweise

  1. Originals vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wuppertaler-rundschau.de in der Wuppertaler Rundschau.
  2. Joachim Dorfmüller: 300 Jahre Orgelbau in Wuppertal. Evangelische Kirche Dönberg, S. 64 ff
Basilicae minores in Deutschland

Baden-Württemberg: Unsere Liebe Frau in Konstanz 1955 | St. Martin in Weingarten 1956 | St. Georg in Walldürn 1962 | St. Vitus in Ellwangen 1964 | Mariä Heimsuchung in Birnau 1971 | St. Martin in Ulm-Wiblingen 1993 | St. Georg in Ochsenhausen 2019

Bayern: Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein 1897 | St. Anna in Altötting 1913 | Mariä Himmelfahrt in Ettal 1920 | Dom St. Peter und Georg in Bamberg 1923 | St. Alexander und Theodor in Ottobeuren 1926 | St. Mauritius in Niederalteich 1932 | St. Ulrich und Afra in Augsburg 1937 | Mariä Himmelfahrt in Tuntenhausen 1942 | Heiligste Dreifaltigkeit in Gößweinstein 1948 | St. Peter und Alexander in Aschaffenburg 1958 | Mariä Himmelfahrt in Ingolstadt 1964 | Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg 1964 | St. Emmeram in Regensburg 1964 | St. Michael in Altenstadt 1965 | St. Lorenz in Kempten 1969 | Mariä Himmelfahrt in Waldsassen 1969 | St. Benedikt in Benediktbeuern 1972 | St. Peter in Dillingen 1979 | Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt in Scheyern 1979 | St. Martin in Amberg 1980 | St. Margaretha in Altenmarkt 1982 | St. Jakob in Straubing 1989 | Mariä Heimsuchung in Marienweiher 1993 | Maria Brünnlein in Wemding 1998 | St. Martin in Landshut 2001 | St. Vitus und Deocar in Herrieden 2010

Berlin: St. Johannes in Berlin-Neukölln 1906 | Dom St. Hedwig in Berlin-Mitte 1927 | Maria Rosenkranzkönigin in Berlin-Steglitz 1950

Hessen: St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt 1925 | St. Maria, Petrus und Paulus in Ilbenstadt 1929 | St. Peter in Fritzlar 2004 | St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich 2010

Niedersachsen: St. Godehard in Hildesheim 1963 | Maria Mutter der Sieben Schmerzen in Bethen 1977 | St. Clemens in Hannover 1998 | St. Cyriakus in Duderstadt 2015

Nordrhein-Westfalen: St. Gereon in Köln 1920 | St. Ursula in Köln 1920 | Mariä Himmelfahrt in Kevelaer 1923 | St. Viktor in Xanten 1937 | St. Severin in Köln 1953 | Mariä Heimsuchung in Werl 1953 | St. Martin in Bonn 1956 | St. Potentinus, Felicius und Simplicius in Steinfeld 1960 | St. Aposteln in Köln 1965 | St. Maria im Kapitol in Köln 1965 | St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth 1967 | St. Lambertus in Düsseldorf 1974 | St. Andreas in Knechtsteden 1974 | St. Vitus in Mönchengladbach 1974 | St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim 1982 | St. Ludgerus in Essen-Werden 1993 | St. Kunibert in Köln 1998 | St. Quirinus in Neuss 2009 | St. Ida in Herzfeld 2011 | St. Laurentius in Wuppertal 2013

Rheinland-Pfalz: St. Matthias in Trier 1920 | Kaiser- und Mariendom in Speyer 1925 | Dom St. Peter in Worms 1925 | St. Maria am See in Maria Laach 1926 | Unsere Liebe Frau in Marienstatt 1927 | St. Martin in Bingen 1930 | St. Salvator in Prüm 1950 | Unsere Liebe Frau in Trier 1951 | St. Paulin in Trier 1958 | St. Kastor in Koblenz 1991 | St. Severus in Boppard 2015

Saarland: St. Wendalinus in St. Wendel 1960 | St. Johann in Saarbrücken 1975

Sachsen: Heilig Kreuz in Wechselburg 2018

51.2566666666677.1394444444444Koordinaten: 51° 15′ 24″ N, 7° 8′ 22″ O

Normdaten (Geografikum): GND: 1042347379 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 305260633