Ingo Ahmels

Ingo Ahmels (* 1959 in Hamburg) ist ein deutscher Musiker (Pianist, Komponist, Musikproduzent), bildender Künstler, Klanginstallateur und Publizist (Musikforscher, Dokumentarfilmer, Fachübersetzer, Textdichter).

Leben

Seit 1980 publizierte Ahmels zahlreiche Werke als Herausgeber und Autor (Bücher, CDs, Filme, Kataloge). Musik studierte er u. a. bei den Pianisten Bernhard Wambach, Stephan Möller und Walter Norris, Komposition bei Jens-Peter Ostendorf, Hans Otte und Manfred Schoof, Musikwissenschaft bei Herbert Henck, Heinz Lemmermann und Klaus Hinrich Stahmer. Ahmels wurde seit Mitte der 1980er Jahre vor allem als undogmatischer Kulturveranstalter und Kurator bekannt.

1985 initiierte er in Bremen die Konzertreihe Dacapo (:dacapo:) für zeitgenössische Musik im umfassenden Sinne (neue Musik, neuer Jazz, außereuropäische Musik, zukunftsweisende Werke der [auch nichteuropäischen] klassischen Traditionen). Für :dacapo: kuratierte er über 500 Veranstaltungen (Stand: 2007). Er ist Gründer des :dacapo:-Labels d'c records und des audiovisuellen :dacapo: - Archives. Ahmels arbeitete spartenübergreifend mit bislang etwa 2.000 Musikern, Künstlern und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zusammen.

Als Jazzmusiker war Ahmels Stipendiat der GEMA-Stiftung, als Komponist und Klangkünstler der Stuttgarter Akademie Schloss Solitude. Konzertreisen führten ihn, u. a. auf Einladung des Goethe-Institutes, durch Europa und in die USA. Seit Mitte der 1990er-Jahre war Ahmels künstlerischer Assistent von Hans Otte (1926–2007). An der Universität Bremen wurde er mit der zweisprachig bei Schott Music International erschienenen Arbeit „Hans Otte – Klang der Klänge / Sound of Sounds“ promoviert.[1]

Eigene musikalische Hauptwerke sind: »Pegasos« (1990, Multimedia-Oper, Kompositionsauftrag von Radio Bremens Festival pro musica nova), »Pegasos-Monument« (1994, Klang- und Videoskulptur), »Bitch on Wheels« (Klangskulptur/Bühnenobjekt), »Gone West«(Crossmedia-Musiktheater, 2002/6 und »J-CHOES – eine an den Haaren herbeigezogene, doch unerlässliche Musikgeschichte« (Musiktheater, UA Viseu / Portugal, April 2022), letztere Gemeinschaftsarbeiten mit Lou Simard).[2]

Ahmels gründete das im Bremer Blockland ansässige :ensemble dacapo: für Musiktheater, Klanginstallationen und Aufführungen mit ungewöhnlichen Instrumenten, arbeitete als Solopianist sowie in diversen Gruppen für zeitgenössische Musik und/oder Jazz, darunter das Mike Svoboda Ensemble, Hans-Joachim Hespos/Ensemble 13 oder Lou and the Louser mit Lou Simard. Mit dem Dichter, Schauspieler und Objektkünstler Gotthart Kuppel betreibt er sein Poesie-Musik-Duo, das 2016 das Franz-Kafka-Programm »Einmal brach ich mir das Bein, es war das schönste Erlebnis meines Lebens« herausbrachte.[3] Gemeinsam mit Lou Simard verfasste er 2021 auch das bei dacapo verlegte Musiktheaterwerk „J-CHOES[4]. Eine an den Haaren herbeigezogene, doch unerlässliche Musikgeschichte« für drei Pianisten, in dem sich als Bühnenfiguren JC John Cage, HO Hans Otte und ES Erik Satie begegnen. An Uraufführung und Entwicklung beteiligt ist die mit John Cage verbundene amerikanisch-singapurische Pianistin Margaret Leng Tan[1].

Ahmels unterrichtete 2008–2021 die Fächer Musik, Kunst und Deutsch als Gymnasiallehrer am Cato Bontjes van Beek-Gymnasium in Achim bei Bremen.[5] Er tritt seither künstlerisch weiterhin als Pianist, Klanginstallateur, Buch-Designer, Gastreferent, Theaterautor und Kurator in Erscheinung.

2018-2021 kuratierte Ahmels gemeinsam mit der portugiesischem Pianistin und Musikwissenschaftlerin Joana Gama[2] das dem Bremer Komponisten Hans Otte in Portugal gewidmete Festival „Hans Otte – Sound of Sounds“.[6] welches u. a. vom Goethe-Institut mitveranstaltet wurde.

Audio-CDs

  • »Beethoven – Die Große Fuge, Stephan Möller, Klavier«, 1987, Thorofon
  • »Live bei :dacapo:«, 1989, EGM
  • »d’c 0 – silent pieces«, Webern-Feldman-Otte-Cage u. a., 1993
  • »d’c 1 – Koto Ensemble Kazue Sawai«, Takahashi, Cage, Sawai u. a. 1993
  • »d’c 2 – Goldstein plays Goldstein«, Malcolm Goldstein, Violine, 1993
  • »d’c 3 – SurPlus plays music of Solitude I«, 1994
  • »d’c 4 – My Foolish Art – Heinz Wendel Quartet«, 1995
  • »d’c 5 – Hollywood in Concert – Philharmonisches Staatsorchester Bremen« unter Steffen Drabek, Werke von John Williams, James Horner, John Barry u. a.
  • »d’c 6 – Alphorn-Special, I, Mike Svoboda und Ensemble, 1995
  • »d’c 8 – Otte plays Otte – book of hours / das stundenbuch«, 2000
  • »d’c 9 – Alphorn in Manhattan, Mike Svoboda und Ingo Ahmels 1999
  • »d’c 11 – Bremer Shakespeare Company plays Comedian Harmonists, 1998
  • »d’c 12 – Power & Poetry - Michael Svoboda, 2001
  • »otte:cage–orient:occident« (mit Philipp Vandré und Elmar Schrammel, Klavier und Präpariertes Klavier) 2007, WERGO/Schott

Art-Videos und DVDs

  • »King Übü goes Video«, Bremen 1991
  • »Derek Bailey«, Bremen 1991
  • »Gespräche mit Hans Otte«, Bremen 1999–2006, DV, teilpubliziert bei Schott
  • »sound of sounds – hans otte«, Schott/WERGO 2006
  • »wherever you go – CATO«, DVD, Schulspielfilmprojekt, Achim 2016

Musiktheater und Klangarbeiten

  • PEGASOS - Oper, Kompositions-Auftrag der »pro musica nova«, Bremen 1990, UA: Bremen 1990
  • PEGASOS-Schwimmflügel, Teil der Oper PEGASOS, Bremen 1990
  • STEINZEIT – Spatiale, siebenkanalige computergesteuerte Klanginstallation im barocken Hirschgang von Schloss Solitude, Stuttgart, unter Verwendung von sieben Konzertflügel-Objekten und der Klavierkomposition META-CANON, Akademie Schloss Solitude 1992
  • PEGASOS-Monument, Klangskulptur, Bremen 1993, Kunst im öffentlichen Raum, im Besitz der Stadtgemeine Bremen
  • PEGASOS-Aquarium, Tauchturm-Installation auf dem Bremer Marktplatz, Kunstforum Nord / Forum Langenstraße, Bremen 1993
  • GUTEN ABEND - GUTE NACHT, Klangobjekt nach Johannes Brahms, im Besitz der Graphothek, Bremen 1994
  • IMAGINE 345, weltweite Simultanperformance und Installation an 24 Orten (London, Tokio, Colorado und in mehreren Städten Deutschlands), 1995
  • KONZERTTURM – AV-Installation und Klangskulptur für Videogeräte und Monitore in der Eingangsvitrine des Übersee-Museums Bremen, 1995
  • RAUM DER KLÄNGE mit Hans Otte, permanente Klanginstallation für den Lichthof des Übersee Museums Bremen, 1996
  • DELICATE SOUNDS FOR LOUD CITIES, Konzertinstallation für das Goethe House New York, 1997 und Metropolen-Klang-Projekt ALPHORN IN MANHATTAN, CD »d'c 9 – Alphorn in Manhattan, The Complete Alphorn, Part II mit Mike Svoboda, erschienen bei :dacapo: Bremen 1998
  • BREMER BIER LÖSCHT MENSCHEITSDURST, Klanginstallation (und Dokumentarfilm mit Lou Simard) für das Übersee-Museum Bremen 1998
  • PHONOMETOGRAPH beim Tag für Erik Satie, interaktive Klanginstallation, Übersee-Museum Bremen 1999
  • BITCH ON WHEELS mit Lou Simard – Klangobjekt für die Oper »Gone West«, Schimäre aus Drehorgel, Konzertflügel und Fahrrad, Bremen 2000
  • GONE WEST - Cross-Media-Musiktheater, Bremen - Montréal 2001/2005, UA Theater Bremen 2001, mit Lou Simard und Marie-France Goulet
  • MY GOD MOZART, Textdichter, Musik von Mike Svoboda, UA Nationaltheater Mannheim 2002
  • NEULICH IN JAPAN, Klanginstallation für die Kulturkirche St. Stephani, Bremen 2007
  • AUSKLANG für Hans Otte, Klanginstallation, Biohof Kaemena, Bremen 2007
  • pianissimo.trotzalledem, Klanginstallation und -skulptur für den Achimer Punkt der Erinnerung des Landkreises Verden im Cato Bontjes van Beek-Archiv, Achim 2014
  • PEGASOS RE, Klang- und Videoinstallation, Auftrag von Radio Bremen, 2018
  • J-CHOES – eine an den Haaren herbeigezogene, doch unerlässliche (Musik-) Geschichte, Musiktheater für drei Pianisten, Ko-Autor mit Lou Simard, :dacapo: 2021/2022
  • AIR – Hommage an John Cage, Hans Otte und einen Baum, Klanginstallation, Broteria Lissabon 2021, Teatro Vitriato Viseu 2022, Igreja Sao Vicente Évora 2021, CAAA Guimaraes 2022
  • ATEMOBJEKT, NAMENKLANG Replikate / Neufassungen zweier Arbeiten von Hans Otte, Klanginstallationen, Bremen 2021, in der Sammlung der Kunsthalle Bremen 2024

Veröffentlichungen

  • Ingo Ahmels (Vf., Hg.): »Hans Otte – Dacapo-Schriftenreihe, Band 1«, Texte von Ingo Ahmels, Christine Breyahn, Hans Otte, Ute Schalz-Laurenze, Josef Häusler, Bremen 1993 ISBN 3-930105-00-2
  • Ingo Ahmels (Vf., Mit-Hg., Übersetzer, Festivalkurator) »JETZT das Streichquartett – … mit innigster Empfindung« Bremen 1991, Texte von Riehm, Delz, Bouliane, Spahlinger, Zenck, Schalz u.a. ISBN 3-930105-04-2
  • Ingo Ahmels (Verf., Hg., Übersetzer, Kurator:
»nie wieder kunst. dacapo«, Bremen 1993, 
Buch mit CD (Cage, Goldstein, Otte, Feldman, Eichmann, Shakuhachi) (1993)
  • Ingo Ahmels (Vf., Hg., Übersetzer, Festivalkurator): »piano adventures. dacapo«, Bremen 1996, 
Texte über Bach, Barraqué, Cage, Gurdjieff, de Hartmann, Hauer, Ives, Koechlin, Lourié, Mossolow, Obouhow, Otte, Ruggles und Schönberg, über DACAPO, das Übersee-Museum, Afrika, Alphornisten, Klanginstallationen u.v.m., mit Index des DACAPO-Archives [3]. Autoren: Herbert Henck, John Cage, Tom Johnson, Detlef Gojowy, Hans Otte, Peter Schleuning, Ingo Ahmels u.a. ISBN 3-930105-06-3

  • Ingo Ahmels (Vf., englischer Originaltext: »listen to the difference.dacapo« in: TenDenZen 1998, Übersee-Museum Bremen (Viola König, Hg.'in) ISBN 3-929439-58-1

  • Ingo Ahmels (Lektor, Red., Buchdesigner): »Gotthart Kuppel – objetos/objekte 1998-2006« Teneriffa (producciones gráficas) Bremen (:dacapo: ggmbh) ISBN 3-930105-01-3
  • Ingo Ahmels (Vf., AV-Mediendesigner): Hans Otte – Klang der Klänge / Sound of Sounds, SCHOTT MUSIC INTERNATIONAL Mainz-New York-Paris-London 2006, Monographie (Studien zum künstlerischen Schaffen) mit Audio-CD und DVD [4]
  • Ingo Ahmels (Vf., Mit-Hg., Buchdesigner): Subjekte wie Objekte – Subjects as Objects – Gotthart Kuppel, © Bremen 2020 by :dacapo: gGmbH ISBN 3-930105-09-0, Ingo Ahmels und Gotthart Kuppel (Hg.), Buchkatalog, darin: Ingo Ahmels »Legen Setzen Stellen – Zur Kunst des Fügens«
  • Ingo Ahmels (Vf., Mit-Hg., Buchdesigner) »Vom NOGO zum CATO« , herausgegeben von Stefan Krolle und Ingo Ahmels © Bremen 2021/22 by :dacapo: gGmbH ISBN 978-3-930105-25-0
  • Ingo Ahmels (Vf., Hg.) »J-CHOES – eine an den Haaren herbeigezogene, doch unerlässliche (Musik-) Geschichte, Musiktheater für drei schauspielende Pianist(inn)en« von Lou Simard und Ingo Ahmels, über (und mit) John Cage (JC), Hans Otte (HO) und Erik Satie (ES), mehrsprachig, :dacapo: ggmbh Bremen 2021/2

Literatur

  • Dora Hartmann; Der Klang der Stille. In: taz vom 17. April 1998, online
  • Alexandra Knief: Dacapo veröffentlicht Publikation mit Arbeiten des Bremer Künstlers Gotthart Kuppel. In: WeserKurier. 10. Januar 2021, S. 24.
  • Ingo Ahmels und Gotthart Kuppel (Hrsg.): Subjekte wie Objekte – Gotthart Kuppel. edition :dacapo:, Bremen 2020/21, ISBN 3-930105-06-3.
  • .dacapo-konzerte.de
  • kafka-barrierefrei.de
  • Biographie (Schott-Verlag)

Belege

  1. Ruhm und Ehre dem Bremer Stadtmusikanten, Die Welt vom 3. Januar 2007.
  2. Wilde weiße Frau im Westen in Die Tageszeitung, 12. Oktober 2001; Gone West wurde u. a. bei der Düsseldorfer 6 Tage Oper 2002 aufgeführt.
  3. »Einmal brach ich mir das Bein, es war das schönste Erlebnis meines Lebens«, auf kafka-barrierefrei.de
  4. J-CHOES. J'ai faim (Memento vom 8. September 2021 im Internet Archive), auf goethe.de
  5. AG Medienkunst am Cato Bontjes van Beek-Gymnasium
  6. Hans Otte – Sound of Sounds (Memento vom 8. September 2021 im Internet Archive), auf goethe.de
Normdaten (Person): GND: 126663276X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2007091037 | VIAF: 56395166 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Ahmels, Ingo
KURZBESCHREIBUNG deutscher Musiker, bildender Künstler, Klanginstallateur sowie Publizist und Lehrer
GEBURTSDATUM 1959
GEBURTSORT Hamburg