BRM P57

BRM P57
Graham Hill im BRM beim Großen Preis von Deutschland 1962 auf dem Nürburgring im Streckenabschnitt Hatzenbach; hinter ihm John Surtees (Lola) und Dan Gurney (Porsche)

Der BRM P57, auch als B.R.M. P57 bezeichnet, war ein Formel-1-Rennwagen, gebaut und eingesetzt 1962 und 1963 vom britischen Formel-1-Team British Racing Motors. Mit dem P57 gewann B.R.M. 1962 die Weltmeisterschaft der Konstrukteure und Graham Hill den Fahrertitel.

Entwicklungsgeschichte und Technik

Der P57 entstand 1962 unter großem Zeitdruck. Teameigner Sir Alfred Owen stellte die Mannschaft vor die Alternative, entweder ein siegfähiges Auto zu bauen oder das Ziel, in der Formel 1 Erfolg zu haben, ein für alle Mal aufzugeben. Der Wagen war sehr erfolgreich und B.R.M. gewann beide Weltmeisterschaften. Er hatte einen Gitterrohrrahmen, vorn und hinten Radaufhängungen an doppelten Querlenkern mit außen liegenden Feder-Dämpfer-Einheiten, Magnesiumräder und Scheibenbremsen von Dunlop. Mit einem Trockengewicht von 990 lb bzw. 487 kg übertraf der P57 das vom Reglement geforderte Mindestgewicht um 37 kg.

Den Motor hatte Peter Berthon bei B.R.M. völlig neu entwickelt. Es war ein V-Achtzylinder mit einem Zylinderbankwinkel von 90°, einem Hubraum von 1498 cm³ (Bohrung 68,6 mm, Hub 50,8 mm)[Anm. 1] und zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderbank. Als Neuheit galten zu seiner Zeit die auch von Coventry Climax verwendete Transistorzündung und die Kraftstoffeinspritzung statt Vergasern, beides von Lucas Industries. Die Lufttrichter, Ansaugrohre und die Einspritzdüsen für jeden Zylinder lagen auf der Innenseite des V bzw. zwischen den Zylinderbänken. Der Motor leistete in der ersten Ausführung 188 bhp (ca. 190 PS oder ca. 140 kW) bei 10.250/min.

Ungewöhnlich erschien die anfängliche Auspuffanlage mit links und rechts vom Motor senkrecht stehenden kurzen Rohren. Wegen der Bruchgefahr wurden sie im Laufe der Saison jedoch durch waagerecht liegende Endrohre ersetzt. Links und rechts vom Fahrersitz waren zwei Tanks aus Gummi mit einem Gesamtfassungsvermögen von 31,5 Gallonen bzw. etwa 140 Liter platziert.[1]

1963 wurde das ursprüngliche Fünfganggetriebe durch ein Sechsganggetriebe ersetzt.

Renngeschichte

Graham Hill gewann mit dem P57 1962 vier Weltmeisterschaftsläufe. Er siegte beim Großen Preis der Niederlande, gewann in Deutschland,[Anm. 2] in Italien und beim Saisonfinale in Südafrika.

Der P57 wurde von B.R.M. bis ins Frühjahr 1963 eingesetzt und dann durch den P61 ersetzt. Beim Großen Preis von Monaco 1963 konnte Hill mit dem wendigen Boliden noch den ersten seiner fünf Siege im Fürstentum erringen. In der Folge wurden die P57 an Privatteams verkauft. Maurice Trintignant erwarb ein Fahrzeug und die Scuderia Centro Sud setzte den P57 bis Mitte der 1960er Jahre in der Formel 1 ein.

Anmerkungen

  1. Die angegebenen Maße für Bohrung und Hub ergeben einen geringfügig größeren Hubraum als die ebenfalls in der Quelle genannten 1498 cm³.
  2. In dem Buch Der große Preis von Deutschland, Heel Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-86852-043-9, heißt es auf Seite 100, bei dem Trainingsunfall durch eine Filmkamera, die Carel de Beaufort von seinem Porsche verloren hatte, sei der „brandneue B.R.M.“ so stark beschädigt worden, dass Graham Hill das Rennen 1962 auf dem Nürburgring mit dem Vorjahres-B.R.M. habe fahren müssen. Verschiedene Websites nennen allerdings den BMR P57 als Siegerwagen. Wenn Hill mit einem alten Wagen das Rennen gewonnen hätte, spräche das für seine hohen fahrerischen Qualitäten. Es ist jedoch eher eine Fehlinformation in dem genannten Buch anzunehmen.

Weblinks

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  • Statistik des BRM P57
Formel-1-Rennwagen von B.R.M.

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1971–1977: P153 | P160 | P160B | P160C | P160D | P160E | P180 | P201 | P201B | P207

Formel-1-Rennwagen, mit denen die FIA-Fahrerweltmeisterschaft gewonnen wurde

Formel-1-Rennwagen, mit denen die, seit 1950 ausgetragene FIA-Fahrerweltmeisterschaft gewonnen wurde

Überblick: Liste der Formel-1-Rennwagen, mit denen die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen wurde

1950–1960:
1950: Alfa Romeo Tipo 158 Alfetta | 1951: Alfa Romeo Tipo 158/159 | 1952: Ferrari 500 | 1953: Ferrari 500 | 1954: Mercedes-Benz W 196 | 1955: Mercedes-Benz W 196 | 1956: Ferrari D50 | 1957: Maserati 250F | 1958: Ferrari Dino 246F1 | 1959: Cooper T51 | 1960: Cooper T53

1961–1970:
1961: Ferrari 156 | 1962: BRM P57 | 1963: Lotus 25 | 1964: Ferrari 158 | 1965: Lotus 33 | 1966: Brabham BT19 | 1967: Brabham BT24 | 1968: Lotus 49B | 1969: Matra MS80 | 1970: Lotus 72

1971–1980:
1971: Tyrrell 003 | 1972: Lotus 72D | 1973: Tyrrell 006 | 1974: McLaren M23B | 1975: Ferrari 312T | 1976: McLaren M23D | 1977: Ferrari 312T2 | 1978: Lotus 79 | 1979: Ferrari 312T4 | 1980: Williams FW07

1981–1990:
1981: Brabham BT49C | 1982: Williams FW08 | 1983: Brabham BT52 | 1984: McLaren MP4/2 | 1985: McLaren MP4/2B | 1986: McLaren MP4/2C | 1987: Williams FW11B | 1988: McLaren MP4/4 | 1989: McLaren MP4/5 | 1990: McLaren MP4/5B

1991–2000:
1991: McLaren MP4/6 | 1992: Williams FW14B | 1993: Williams FW15C | 1994: Benetton B194 | 1995: Benetton B195 | 1996: Williams FW18 | 1997: Williams FW19 | 1998: McLaren MP4/13 | 1999: McLaren MP4/14 | 2000: Ferrari F1-2000

2001–2010:
2001: Ferrari F2001 | 2002: Ferrari F2002 | 2003: Ferrari F2003-GA | 2004: Ferrari F2004 | 2005: Renault R25 | 2006: Renault R26 | 2007: Ferrari F2007 | 2008: McLaren MP4-23 | 2009: Brawn BGP 001 | 2010: Red Bull RB6

2011–2020:
2011: Red Bull RB7 | 2012: Red Bull RB8 | 2013: Red Bull RB9 | 2014: Mercedes F1 W05 Hybrid | 2015: Mercedes F1 W06 Hybrid | 2016: Mercedes F1 W07 Hybrid | 2017: Mercedes-AMG F1 W08 EQ Power+ | 2018: Mercedes-AMG F1 W09 EQ Power+ | 2019: Mercedes-AMG F1 W10 EQ Power+ | 2020: Mercedes-AMG F1 W11 EQ Performance

2021–2023:
2021: Red Bull Racing RB16B | 2022: Red Bull Racing RB18 | 2023: Red Bull Racing RB19

  1. Cyril Posthumus: Classic Racing Cars. Hamlyn Publishing Group Limited, 1977, SBN 528-81843-0.